Die ersten Schülerinnen und Schüler der Integrierten Sekundarschule „Pedro-Arrupe“, die 2019 am Canisius-Kolleg neben dem Gymnasium gegründet wurde, nahmen am Samstag, 6. Juli 2024 feierlich ihre Abiturzeugnisse entgegen. Ein besonderes Ereignis. Im August 2019 kam die Schülergruppe in die Willkommensklassen des Canisius-Kollegs. Schwerpunkt der ersten beiden Jahre war ein Ankommen in einer fremden Kultur und das Erlernen der deutschen Sprache. Die Bewältigung der Erfahrungen von Flucht und Vertreibung und die Integration in eine neue Welt erfordern ein hohes Maß an Anpassungsleistung, welches insbesondere in den Jahren der Coronapandemie in außerordentlicher Weise gefordert war. Nach dem Bestehen des Mittleren Schulabschlusses und der Befähigung zum Übergang in die gymnasiale Oberstufe folgte die dreijährige gymnasiale Oberstufe (in einer Integrierten Sekundarschule gibt es noch die 11. Klasse als Phase, bevor dann die zweijährige Kursphase beginnt), in der neben Deutsch auch die lateinische Sprache zu erlernen war.
Dem Dialog der monotheistischen Religionen des Islams, des Christentums und des Judentums und der Begegnung der Kulturen und Menschen soll an diesem Ort auf vielfältige Weise Raum gegeben werden.
Mit dem Zuzug einer großen Zahl geflüchteter Schülerinnen und Schüler aus dem Nahen Osten im Jahr 2015 wurden für diese auch am Canisius-Kolleg zweijährige „Willkommensklassen“ eröffnet. Damit die Schülerinnen und Schüler jedoch nach einem ersten Ankommen nicht wieder der Erfahrung der Entwurzelung ausgesetzt werden mussten, wurde mit der „integrierten Sekundarschule“ eine Schulform neben dem Gymnasium errichtet, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, schulische und Bildungsabschlüsse am Canisius-Kolleg zu erwerben – bis hin zum Abitur in einer dreijährigen Phase der Oberstufe. Ziel ist es, den Schwächsten unserer Gesellschaft, Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationsbiografien, einen geschützten Lern- und Lebensraum zu ermöglichen. Dieses „Projekt“ wurde trotz anfänglich großer Bedenken und Widerstände begonnen. Und alle Kolleginnen und Kollegen haben sich zusammen mit dem Träger, dem Jesuitenorden, und der großherzigen und breiten Unterstützung vieler Schülerinnen und Schüler und Familien dazu entschlossen und sich auf dieses Wagnis eingelassen. Mit der staatlichen Anerkennung der Sekundarstufe 1 durch das Land Berlin, erfährt diese Entscheidung Bestätigung, in diesem Engagement nicht nachzulassen und es fortzuführen.
Die Realisierung dieses Projektes ist an erster Stelle den im Arrupe-Zweig unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen zu verdanken und allen, die sich mit ihrer pädagogischen, beraterischen oder seelsorglichen Profession hier kultursensibel eingebracht haben und mit hohem Einsatz einbringen. Namentlich gilt der Dank des Rektors ausdrücklich dem Schulleiter, Herrn Dr. Bernhardt und dem Leiter des Arrupe-Zweiges, Herrn Alfken zusammen mit der vormaligen Schulleiterin Frau Hüdepohl, die die Gesamtentwicklung mit großem Geschick, einem guten Gespür und hoher fachlicher Expertise ganz im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler und deren Familien begleitet und vorangebracht haben. Nicht zuletzt danken wir den Sekretariaten und der Trägerverwaltung. Frau Verholen, Leiterin der Trägerverwaltung, hat zusammen mit ihrem Team unter zusätzlichem hohem Aufwand gewährleistet, dass die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen und aufrechterhalten werden konnten.
(Pater Pedro Arrupe SJ war von 1965 bis 1983 der 28. Generalobere des Jesuitenordens und gründete den „Jesuit Refugee Service“ (JRS), eine weltweit tätige Organisation, die sich insbesondere für Geflüchtete engagiert).