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Friedrich Spee-Preis

Erinnern, damit die Betroffenen nicht vergessen werden.
Engagement auszeichnen, damit junge Menschen lernen hinzusehen, wo andere wegsehen.

Am 28. Januar 2010 berichtete die Berliner Morgenpost als erste Tageszeitung von der Gewalt, die Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre sehr vielen Schülern des Kollegs angetan wurde. Vor allem zwei Jesuiten, die in der Jugendarbeit und der Schule arbeiteten, missbrauchten Ende der 1970er Jahre ihre Macht und das Vertrauen von Schüler*innen und taten ihnen furchtbare Gewalt unter dem Deckmantel an, das sei zu ihrer Erziehung nötig. Schul- und Ordensleitung hörten damals aktiv weg. Menschen leiden bis heute an den Folgen. Diese unverzeihlichen Ereignisse beschäftigen das Kolleg zu recht bis heute.

Unsere Schülerschaft heute

Für heutige Schüler*innen liegen diese Ereignisse weit in der Vergangenheit. Der Friedrich Spee-Preis für Zivilcourage soll diejenigen ehren, die im konkreten Alltag der Schule die Tugenden leben, die damals bei den Verantwortungsträger*innen erforderlich gewesen wären, um den Tätern Einhalt zu gebieten. Die Betroffenen von damals haben 2010 die Spirale des Schweigens durchbrochen und von ihren Erlebnissen erzählen können. 2010 haben die Verantwortlichen hingehört und Verantwortung übernommen. Diese Positionierung zu den Betroffenen markiert die Entwicklung eines Wandels der Kultur, des Miteinanders zu einem Mehr an gegenseitiger Achtsamkeit, Achtung und Wertschätzung der Person mit ihren Stärken und Schwächen,  zu einem Mehr an einer offenen, fehlerfreundlichen Konflikt- und Kommunikationskultur. Es ist Aufgabe der Kollegsleitung und aller Verantwortlichen in Kolleg und Schule diesen Kulturwandel zu etablieren und sich täglich neu darum zu bemühen. Präventions- und Schutzkonzepte entfalten dann ihre Wirkung. Die Identifikation von Grauzonen und Machtinseln kann dann dazu beitragen, dass der Missbrauch von Macht, Gewalt, Demütigungen, Abwertungen und Grenzverletzungen jeglicher Art identifiziert und offengelegt werden. Dies kann ein entschiedener Beitrag dazu sein, dass Täter*innen diese Grauzonen nie wieder werden ausnutzen können.

Wann wird der Preis verliehen?

In der Regel wird der Preis zum Abschluss des Schuljahres im Rahmen eines Schulgottesdienstes verliehen. Er ergeht an junge Menschen, die in ihrem Alltag hingeschaut haben, statt wegzusehen; die gesprochen haben, statt zu schweigen. Die Verantwortung übernommen haben, statt nichts zu tun.

Und wer kann den Friedrich-Spee-Preis eigentlich gewinnen?

Preisträger*innen können alle Mitglieder des Kollegs, vor allem aber alle Schüler*innen und alle Jugendlichen in der ISG sein, die noch aktive Mitglieder des Kollegs sind oder spätestens vor einem Jahr das Kolleg verlassen haben.

Preisträger*innen vorschlagen dürfen alle Mitglieder der Kollegs, Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen über ihre jeweiligen Vertreter*innen, also SV (Schülervertretung), GEV (Gesamtelternvertretung) und Gesamtkonferenz der Lehrer*innen. Der oder die Preisträger*innen werden durch den Kollegskonsult vorgeschlagen. Sie erhalten am Sommerfest dann eine Auszeichnung und einen Geldpreis, den die Jesuiten am Canisius-Kolleg ausloben.

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