Schule und (Herzens-)Bildung
„Nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten (sentir) der Dinge von innen her“. (Ignatius von Loyola: Geistliche Übungen, Nr. 2)
Schule ist nach unserer Auffassung ein Ort der Bildung, des „Sich-Bildens“; sie ist also mehr als ein Ort der Ausbildung, des Auswendiglernens und der bloßen Wissensvermittlung.
Das obige Zitat aus dem so genannten Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola (Gründer des Jesuitenordens) besagt: Gebildet ist nicht, der das Wissen ganzer Bibliotheken gesammelt hat und dieses auch auswendig wiederzugeben in der Lage ist. Gebildet im jesuitischen, ignatianischen Sinne ist, wer dazu in der Lage ist, die Erfahrungen und Erkenntnisse zu reflektieren und hierdurch einen Nutzen für sich und das eigene Leben zu ziehen und zu Unterscheidungs- und Entscheidungsfähigkeit gelangt.
Deshalb ist es unser Anliegen, dass junge Menschen lernen, selbstständig zu denken, kritisch zu reflektieren und entschieden zu handeln. Dazu gehört auch, dass die Frage nach Gott und nach Gerechtigkeit stets wachgehalten werden. Bei all dem betrachten wir jede Person als Individuum mit ganz eigenen Eigenschaften, Bedürfnissen und Talenten.
Schüler*innen haben die Gelegenheit sich zu bilden, können sich entfalten und entdecken gemeinsam die Freude am Einsatz für andere Menschen und für das Allgemeinwohl. Das soll gemeint sein, wenn in den Grunddokumenten der ignatianischen Pädagogik die Ziele der Jesuitenkollegien wie folgt formuliert sind:
Jesuitenschulen (Jesuitenkollegien) sollen Orte sein,
- an denen die Frage nach Gott wachgehalten wird und an denen Menschen lernen
- achtsam zu sein, innezuhalten, über die Bedeutung des Erlernten nachzudenken und zu reflektieren (Reflexion),
- ihre Talente und Freiheit zu entfalten,
- kritisch zu denken und urteilsfähig zu sein,
- ihre eigene Würde zu erfahren, sowie die der anderen zu achten,
- sich in Solidarität und Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft (Gerechtigkeit) einzusetzen.
Weil Sprachen die Welt erschließen
Das allgemeinbildende Gymnasium ab Klasse 5 bis Klasse 12 hat einen sprachlichen Schwerpunkt. Alle Schüler*innen bis zur 10. Klasse müssen drei Fremdsprachen belegen. Der Unterricht in Latein und Englisch startet ab Klasse fünf. Ab Klasse acht erweitern wahlweise Altgriechisch oder Französisch das Angebot. Und wer will, kann ab der 9. Klasse Japanisch lernen. Schüler*innen, deren Augenmerk mehr auf den Naturwissenschaften liegt, haben die Möglichkeit „Französisch und Naturwissenschaft“ zu belegen. In der Oberstufe setzen die Schüler*innen ihren Schwerpunkt selbst durch die Wahl der Leistungskurse.
Die Integrierte Sekundarschule Pedro-Arrupe legt das Augenmerk auf das hinführende und schließlich vertiefte Erlernen der deutschen Sprache. Sie ist Schlüssel zur Annäherung an die Kultur(en) im deutschprachigen Raum in Europa – für die Schüler*innen mit ihren vielfältigen kulturellen Hintergründen und Sprachen ist dies Bereicherung und Herausforderung. Gleichzeitig ist es für diejenigen eine herausfordernde Bereicherung, die sich in der ISS-Pedro-Arrupe entscheiden, nach der 10. Klasse die Schulzeit mit dem Abitur abzuschließen. Hier werden dann ebenfalls Latein und auch Englisch einen sprachlichen Schwerpunkt in der Oberstufe bilden.
Vielfalt führt zu Kompetenz
Unsere Schüler*innen im Gymnasium und in der ISS-Pedro-Arrupe haben vielfältige familiäre Hintergründe und Kontexte und sind den unterschiedlichsten Kulturen durch ihre Herkunft verbunden. Sie bringen verschiedenste Begabungen und Weltanschauungen mit. Wir freuen uns über ihre soziale Kompetenz, ihre Kreativität und ihre Individualität. Uns ist wichtig, dass sie sich in einem wertschätzenden Lernklima entfalten können. Ehemalige Absolventen*innen des Canisius-Kollegs berichten von der prägenden Erfahrung, sich von einem engagierten und persönlich interessierten Kollegium gut aufgehoben gefühlt zu haben.
Statement der Leitung – zugehörigkeit, diverstiät und inklusionWir sind aber keine Insel der Seligen: Auch bei uns fließen Tränen, gibt es Konflikte. Und wenn dies der Fall ist, stehen für unsere Schüler*innen und deren Eltern bei Schulseelsorge, Beratung und Schulpsychologie die Türen weit offen. Bei uns muss niemand ohne Rat und Hilfe bleiben. Prävention und Kinderschutz haben bei uns nicht zuletzt vor dem Hintergrund unserer Geschichte mit Blick auf sexualisierte Gewalt höchste Priorität. Wir bieten Programme zur Unterstützung an, wie das Soziale Lernen. Die Funktion des Klassenrates spielt hier eine wichtige Rolle oder Schüler*innen können sich zu Konfliktlots*innen ausbilden lassen; ein Anti-Mobbing-Konzept unterstützt die Heranwachsenden zudem. Die Vermittlung sozialer Kompetenz wie auch die Kultur des angemessenen Umgangs mit Schuld und Scheitern sind uns ein hohes Anliegen.
Lernen im internationalen und interkulturellen Kontext ist uns wichtig: Deshalb haben wir Partner*innen für unterschiedlichste Austausch- und Begegnungsprogramme in Frankreich, Litauen, den USA, Japan und dem Heiligen Land.
Christlich geprägt – im Dialog der Religionen und Kulturen
Das Canisius-Kolleg im Herzen Berlins, mit seinen Schulen und seinen Einrichtungen, wurde gründet vom Jesuitenorden und ist in seiner Trägerschaft. Damit ist das Canisius-Kolleg Teil der katholischen Kirche in der Kirche von Berlin.
Wohl kaum eine Stadt in Deutschland hat eine größere Bandbreite an Weltanschauungen. Und eben das zeichnet das Canisius-Kolleg aus: Schüler*innen erhalten bei uns die Gelegenheit, zu eigener, persönlicher religiöser Erfahrung und diese im Fach Religionslehre kritisch zu reflektieren.
Der Dialog der Religionen und Kulturen im täglichen Vollzug des Miteinanders und im relfektierten Diskurs des Unterrichtsgeschehens bildet einen Schwerpunkt der Ausrichtung des Canisius-Kollegs. Judentum, Christentum und Islam, die drei monotheistischen Weltreligionen, finden am Canisius-Kolleg zusammen. Das die Religionen Unterscheidende und sie verbindende und die Bedeutung dessen für Schüler*innen als Individuen und in Gemeinschaft
Jesuitenpater Alfred Delp und Helmut James Graf von Moltke, beide Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime, sind uns politische Bezugsgrößen, die darauf hinweisen können, wie wichtig soziale Fragen, ökumenischer bzw. interreligiöser Dialog und die Fähigkeit des Widerspruches aus Loyalität sind. Der ökumenische Dialog der christlichen Konfessionen ist geübte Praxis im täglichen Miteinander des Lernens, Arbeitens und Betens.
Warum das Canisius-Kolleg mehr als Schule ist
Zu einer christlichen Identität, wie wir sie verstehen, gehört für uns die Fähigkeit des Mitfühlens aus dem ein soziales und politisches Engagement erwachsen kann. Neben anspruchsvoller und leistungsorientierter schulischer Ausbildung und Bildung ist uns die Erziehung zu sozial-ethischer Kompetenz ein hohes Anliegen: Das Sozialpraktikum in der Oberstufe stärkt eine „soziale Phantasiefähigkeit“ (Empathie, Mitfühlen) und öffnet den Blick auf andere soziale Kontexte sowie auf deren politische Ursachen. Junge Menschen lernen Verantwortung zu übernehmen, z.B. im Rahmen von Projekten wie „Business at School“, „Armut in der Stadt“, als „Konfliktlotsen“, als „Schüler für Schüler“ (besondere Lernangebote für Schüler*innen von Schüler*innen).
Das Kolleg ist mehr als eine Schule: Jugendliche lernen in der außerschulischen und selbst verwalteten Jugendorganisation, der „Ignatianischen Schülerinnen und Schülergemeinschaft“ (ISG), den Umgang mit Verantwortung ganz praktisch kennen. In vierzig Gruppen begegnen sich Kinder zunächst auf einer spielerischen Ebene, um sich als tragfähige und solidarisch Gruppen zu bilden. Ältere Jugendliche werden als „Jugendleiter*innen“ in einem intensiven Curriculum geschult und übernehmen unter professioneller Anleitung Verantwortung für die jüngeren Schüler*innen. An Wochenenden und insbesondere im Sommer finden Übernachtungsveranstaltungen und Ferienlager (Sommerlager „SoLa“) statt.
Aus Überzeugung: Offene Ganztagsschule
Wir sind eine offene Ganztagsschule: Alle verpflichtenden Schulveranstaltungen enden bis zur 10. Klasse spätestens um 14:30 Uhr. In der Nachmittagsbetreuung können die Jüngeren von Montag bis Freitag in der Zeit von 13:00 bis 17:00 Uhr betreut werden. Dadurch üben sie einen Lebensrhythmus ein und werden befähigt, selbstständig zu lernen. Das Canisius-Kolleg verfügt über eine eigene, große Schulbibliothek mit Fachliteratur zum selbstständigen Studieren. Hier ist es möglich, dass Schüler*innen ihren Hausaufgaben nachgehen. Darüber hinaus werden Angebote qualifizierter Lernunterstützung durch das Zentrum für individuelle Begabungsförderung gemacht. Ein großes Angebot an Arbeitsgemeinschaften ermöglicht die Entfaltung weiterer Talente vor allem im musischen Bereich, z.B. durch Chor, Orchester, Big Band und Theater, aber auch beispielsweise beim Fußball im sportlichen Bereich. Und weil uns Lebenskultur ein Anliegen ist, werden in Cafeteria und Mensa Mahlzeiten und Snacks liebevoll und frisch zubereitet.