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100 Jahre Canisius-Kolleg – Ein Festakt zum Geburtstag.

1925 wurde das Canisius-Kolleg in Berlin vom Jesuitenorden gegründet und bis heute durch ihn getragen und geführt. 1925 als katholisches Jungengymnasium des Jesuitenordens am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, eröffnet musste es auf Betreiben des NS-Regimes seine Arbeit einstellen. Im Jahr 1947 zog es an die Tiergartenstraße in das Gebäude der Berliner Repräsentanz des Kupp-Konzerns. Aktuell besuchen 929 Kinder und Jugendliche das Canisius-Kolleg, davon 829 das Gymnasium mit (alt)sprachlichem Schwerpunkt und 100 die Integrierte Sekundarschule „Pedro-Arrupe“ mit dem Schwerpunkt Flucht und Migration.

Zum Festakt begrüßte der Rektor des Kollegs, Pater Marco Mohr SJ, den Bürgermeister und Senator für Finanzen, Herr Stefan Evers (CDU), der für die Landesregierung von Berlin das Grußwort sprach, S. Em. Michael Kardinal Czerny aus Rom, der zuvor dem Festgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vorstand und den Jesuitenprovinzial, Pater Thomas Hollweck SJ, der im Rahmen des Gottesdienstes die Arrupe-Schule für Kinder- und Jugendliche mit Flucht und Migrationserfahrungen offiziell eröffnete. Pater Klaus Mertes SJ (ehemaliger Rektor des Kollegs von 2000 bis 2011) hat im Festvortrag die Geschichte des Canisius-Kollegs mit seinen Um- und Aufbrüchen, den dunklen und hellen Kapiteln der Geschichte beleuchtet.

Im Rahmen der „Feierstunde“ konnte auch Herr Matthias Katsch begrüßt werden. Zusammen mit weiteren Schülern berichtete Matthias Katsch 2010 dem damaligen Leiter des Hauses, Pater Klaus Mertes, vom sexualisierten Machtmissbrauch aus den 1970er und 1980er Jahren.

Mit Pater Mertes waren drei ehemalige Rektoren anwesend: Pater Tobias Zimmermann SJ (2011 bis 2019), der zusammen mit der vormaligen  Schulleiterin Frau Gabriele Hüdepohl (2007 bis 2023) – die als Schuldelegatin des Provinzials und des Netzwerkes der Schulen in Ignatianischer Tradition gegrüßt wurde – die Idee der Pedro-Arrupe Schule seinerzeit grundlegte; und Pater Hermann Breulmann SJ mit dessen Amtszeit von 1996 bis 2000 neben grundlegenden baulichen Veränderungen auch eine neue Kultur des Miteinanders hat verstetigt werden können.


Der Bürgermeister und Senator Stefan Evers (CDU) übermittelte in seinem Grußwort die Grüße des Regierenden Bürgermeisters und des gesamten Senates von Berlin. Die gesamte Landesregierung gratuliere herzlich zu diesem besonderen Geburtstag und wünsche dem Canisius-Kolleg alles Gute. Der Senator stellte die Bedeutung des Canisius-Kollegs und der freien Schulen für die Stadt Berlin in das Zentrum seines Grußwortes. *(Auszüge aus dem Wort des Senators am Ende des Textes). Hier ein Auszug aus seinem Grußwort: Das Canisius-Kolleg sei eine nachgefragte und beliebte Schule. Mit dem Canisius-Kolleg sei die Aussicht auf exzellente Bildung verbunden. Und für den einen oder die andere könne möglicherweise auch Prestige eine Rolle spielen. „Und es spricht für den Träger des Canisius-Kollegs (red. Anm. den Jesuitenorden), dass man sich all dessen bewusst ist, dies aber nicht forciert und ins Schaufester stellt.“

Der Geist der an dieser Schule wehe, so der Senator weiter, sei ein Geist, der sich seiner Verantwortung bewusst sei. Die Kraft des Canisius-Kollegs bestehe darin, der Versuchung für Dünkel und Selbstbezogenheit zu widersagen. Mit zwei Beispielen belegt der Senator dies und fährt fort, dass dies zum einen die Gründung der ISS Pedro Arrupe (red. Anm. Schule für jungen Menschen mit Flucht und Migrationserfahrungen) sei, die am heutigen Tag auch gefeiert werde.(…) Im Blick auf Freiheit in Verantwortung, sprach der Senator zum anderen den dunklen Fleck, den Missbrauchsskandal an, der 2010 offengelegt wurde und, der mit dem Namen der Schule verbunden sei. Wenn vormals vertuscht und Leid verlängert worden sei, wurde diese Schule ein Ort, an dem ein ganz neuer Umgang mit der eigenen dunklen Vergangenheit gesucht und gefunden wurde. Dieser neue Umgang wird häufig mit dem Namen Klaus Mertes verbunden – zu recht; und er ergänzt: „Viel wichtiger als er und sein Name, war der Mut derjenigen, die gesprochen haben.“

*(Auszug und Zusammenfassung des Grußwortes des Bürgermeisters und Senators für Finanzen, Stefan Evers):

Das Canisius-Kolleg sei eine nachgefragte und beliebte Schule. Mit dem Canisius-Kolleg sei die Aussicht auf exzellente Bildung verbunden. Und für den einen oder die andere könne möglicherweise auch Prestige eine Rolle spielen. „Und es spricht für den Träger des Canisius-Kollegs (red. Anm. den Jesuitenorden), dass man sich all dessen bewusst ist, dies aber nicht forciert und ins Schaufester stellt.“ Der Geist der an dieser Schule wehe, so der Senator weiter, sei ein Geist, der sich seiner Verantwortung bewusst sei. Die Kraft des Canisius-Kollegs bestehe darin, der Versuchung für Dünkel und Selbstbezogenheit zu widersagen. Mit zwei Beispielen belegt der Senator dies und fährt fort, dass dies zum einen die Gründung der ISS Pedro Arrupe (red. Anm. Schule für jungen Menschen mit Flucht und Migrationserfahrungen) sei, die am heutigen Tag auch gefeiert werde. Kein Aktionstag, kein Spendenaufruf, kein Projekt – „nein, Sie haben (red. Anm. am Standort des Kollegs, neben dem Gymnasium) eine Schule gegründet für junge Menschen, die versuchen anzukommen. Sie haben etwas Nachhaltiges geschaffen“ und sich damit auf etwas eingelassen, was sich verändere. Mit der Schule für Geflüchtete wurde das Canisius-Kolleg ein anderes. Im Blick auf Freiheit in Verantwortung, sprach der Senator zum anderen den dunklen Fleck, den Missbrauchsskandal an, der 2010 offengelegt wurde und, der mit dem Namen der Schule verbunden sei. Wenn vormals vertuscht und Leid verlängert worden sei, wurde diese Schule ein Ort, an dem ein ganz neuer Umgang mit der eigenen dunklen Vergangenheit gesucht und gefunden worden sei. Dieser neue Umgang wird häufig mit dem Namen Klaus Mertes verbunden, „viel wichtiger als er und sein Name, war der Mut derjenigen, die gesprochen haben.“

Ein Ort wie das Canisius-Kolleg stehe immer in der Gefahr, einen falschen Umgang mit erlittenem Leid zu wählen. Die Angst vor Imageschaden, das Gerede von Nestbeschmutzern, das Zeigen auf andere – all das kann Institutionen prägen. Das Canisius-Kolleg sei einen anderen Weg gegangen. Dafür gebühre nicht nur Pater Mertes, nicht nur den damaligen Entscheidungsträgern, sondern der gesamten Schulgemeinschaft, die diesen Umgang mitgetragen habe, großer Dank.

Freien Schulen, so der Senator, seien „das Salz in der Berliner Schullandschaft“. Frei Schulen geben dem großen Ganzen etwas, was es ohne sie nicht gebe. Berlin als Stadt der Freiheit und Vielfalt brauche freie Schulen und Vielfalt im Bildungssystem. Es gehe darum, Bildung als etwas zu begreifen, das weit mehr umfasse als staatlich verordnete Rahmenlehrpläne. Sie funktioniere nur, wenn sie den Geist der Freiheit atme und von einem festen Standpunkt aus verschiedene Perspektiven einnehme. Diese Strahlkraft freier Schulen sei eine Bereicherung.

Eine zentrale Bedeutung konfessioneller Schulen der Stadt liege darin, dass sie der Frage nach Gott Raum gäben. Es geht dort um die „Frage nach Gott“ und nicht um die Antwort auf diese Frage. Gesellschaftlicher Zusammenhalt benötige diese Frage nach Gott und das Zusammenleben funktioniere, wenn diese Frage nach Gott auch einen Ort im öffentlichen Raum finde. Nichts anderes beute Religionsfreiheit, dass diese Frage eben gestellt werden dürfe und, dass sie ganz unterschiedlich beantwortet werden könne. Bekenntnisschulen sind in Ihrem Bekenntnis Orte – oder sollen Orte sein -, an denen der Geist der Freiheit besonders wehe.

Als Repräsentanz der Schülerschaft sprachen Livia Felden, Anes Smajic und Marko Kasner ein Grußwort, welches mit jugendlicher Leichtigkeit und auf eindrückliche Weise die Rolle und die Bedeutung der Kinder und Jugendlichen als das Zentrum und Kern des Canisius-Kollegs unterstrich. An der Veranstaltung wurde die Schülerschaft durch alles Klassen- und Stufenvertretungen und die jugendlichen Verantwortungsträger/-innen der ISG vertreten.


Pater Klaus Mertes SJ hat in der Festrede die Geschichte des Canisius-Kollegs mit seinen Um- und Aufbrüchen, den dunklen und hellen Kapiteln der Geschichte beleuchtet. Den vollständigen Text finden sie unten. Hier nur ein kurzer Auszug, wie er auch den Artikel im Berliner Tagesspiegel eröffnet: „Was die Schule bei aller Diversität vereint das ist der Anspruch, ein Ort zu sein, an dem die Frage nach Gott offen gehalten wird. So lautet einer der vier Grundsätze der ignatianischen Pädagogik: “Unsere Schulen sollen Schulen sein, an denen die Frage nach Gott offen gehalten wird.“

Die Frage nach Gott ist eben nicht nur die Frage eines bestimmten konfessionellen Milieus. Sie ist eine Frage von allgemeiner Bedeutung, eine Frage der Allgemeinbildung, auch für öffentliche Schulen, auch in Berlin.

Man kann Qualitätsstandards in der Auseinandersetzung der Frage nach Gott auch unterschreiben, egal, wie man diese Frage am Ende für sich persönlich beantwortet.”

Vollständige rede Pater Mertes

Foto: © Ines Grabner / ines-fotografie.berlin.de

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